Texte richtig redigieren – Eine Anleitung in 5 Schritten

Das Lesen einer mehrere hundert Seiten starken Dokumentation kann mitunter schon eine echte Herausforderung sein. Jeder noch so motivierte und konzentrierte Leser verliert den Faden, wenn er sich inmitten einer Textwüste befindet, in der eine gestalterische und sprachliche Ödnis vorherrscht. Aufmerksamkeit und Lesebereitschaft sind dann einfach dahin. Versuchen Sie deshalb durch ein gutes Lektorat, Ihren Lesern auch in umfangreichen Dokumenten kleine „Oasen“ zu schaffen. Ein Lektorat meint deshalb nicht nur die bloße Korrektur von Orthographie und Zeichensetzung, sondern umfasst die Prüfung des gesamten Dokuments auf Herz und Nieren. Damit wird schnell klar, dass diese Aufgabe für RedakteurINNEN weit mehr ist, als mal kurz über den Text zu schauen. Mit dieser Anleitung erfahren Sie in 5 Schritten, wie Sie beim Redigieren von nun an mehr aus Ihrem Text rausholen können.

1. „Big Picture“: Sehen Sie das Große und Ganze

Als Synonym für den Gesamteindruck des zu prüfenden Dokuments steht das „Big Picture“. Verschaffen Sie sich einen Überblick zu den Aspekten Inhalt, Klarheit, einem erkennbaren „roten Faden“, möglicher faktischer Redundanzen sowie der Textstruktur. Im Prinzip sind das die Kriterien für ein einfaches Lektorat.

2. Verbessern Sie den Textstil

Jetzt geht’s ans Eingemachte! Lesen Sie dafür den Text für sich laut vor. Holpernde Passagen oder unnötige Füllwörter werden Sie dabei schnell erkennen. Notieren Sie sich Ihre Eindrücke am besten gleich dazu. Zum Bewerten des Text- bzw. Schreibstils sollten Sie vor allem auf Folgendes achten: Natürlichkeit, aktive bzw. positive Sprache, Textrhythmus, Wortwiederholungen und den Zusammenhang der Textpassagen. Konkret bedeutet das, dass Aktivkonstruktionen verwendet, Wortwiederholungen durch Synonyme ersetzt und unnötige Fremdwörter vermieden werden sollten. Und, hey! Wecken Sie Ihre Leser auch mal mit ungewöhnlichen Konstruktionen wie Ein- oder Zweiwortsätze. Das bringt die Aufmerksamkeit Ihres Lesers im Nu zurück.

3. Verleihen Sie dem Text Charakter

Sie kennen das sicher auch: Charismatische Menschen haben meist eine nachgesagte Aura und hinterlassen nachhaltig Eindruck. Genauso verhält es sich mit Texten. Um geschriebenen Worten Charakter verleihen zu können, sollte eine eigene und originelle Schreibstimme erkennbar sein. Metaphorische Bilder, Beispiele, Vergleiche oder auch eine wohl dosierte Portion Humor helfen dabei, Profanes in Originelles zu verwandeln. Als Lektor oder Korrektor können Sie dabei den Text tatsächlich auf eine höhere Stufe heben. Probieren Sie es aus!

4. Kontrollieren Sie Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion

DIE Aufgabe für die Pedanten unter den KorrektorINNEN. So einer sind Sie? Perfekt! Dann formatieren Sie den Text erst einmal um. Wählen Sie eine deutlich größere Schrift und lesen Sie den Text laut und vor allem langsam für sich vor. Sie werden mit dieser Methode auch kleine Fehler entdecken und so selbst doppelte Leerzeichen erkennen! Achten Sie neben der klassischen Rechtschreibprüfung auf Getrennt- oder Zusammenschreibung, Groß- oder Kleinschreibung, Kommasetzung, Grammatik und natürlich auch auf die Einhaltung der Zeitformen (z.B. Präsens vs. Präteritum). 

5. Prüfen Sie die Formatierung

Eine gute Typographie sorgt dafür, dass der Nutzer Orientierungspunkte während des Lesens bekommt. Aber was macht eine „gute“ Typographie eigentlich aus? Den Rahmen dafür bilden unterscheidbare Absatzformatierungen wie Überschriften und Zwischenüberschriften mit festen Schriftgraden und -größen. Ein Fließtext sollte eine feste, niemals abweichende Formatierung besitzen, abgesehen von Hervorhebungen, die gern fett gedruckt sein dürfen. Sollte Ihr Text besonders relevante Aussagen oder Einzelsätze beinhalten, dann scheuen Sie sich nicht und bieten Sie diesen als eigenen Absatz den passenden Rahmen zur Exposition an.

Mit diesen 5 Tipps und einem konzentrierten Arbeiten während des Redigierens können auch Sie staubtrockenen Texten mehr Leben einhauchen, selbst wenn Sie kein Linguist sind.
Denken Sie an die Oase – das wird sicher Ihnen helfen!

Categories: Handbucherstellung

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