Dokumentation geschlechtergerecht gestalten

Bisher hat das Thema „gendergerechtes Schreiben“ in der Technischen Dokumentation kaum eine Rolle gespielt. In vielen anderen Bereichen, wie z. B. Gesetzestexten oder Nachrichtentexten ist geschlechtergerechte Sprache Normalität geworden. In den meisten Handbüchern ist allerdings nach wie vor vom „lizensierten Elektriker“ oder vom „Servicetechniker“ die Rede.
Unbestritten ist, dass zukünftig auch im Feld der Technischen Dokumentation neutraler geschrieben werden wird.
Welche Möglichkeiten überhaupt praktikabel sind, um in der Technischen Dokumentation Anwendung zu finden und welche Kompromisse eventuell eingegangen werden müssen, zeigen wir Ihnen auf!

Alt bewährt: Das Binnen-I

Beispiel: TechnikerIn; KollegIn; AnwenderIn
Zieht man die männliche und weibliche Form eines Substantives zusammen und fügt ein „Binnen-I“ ein, erhält man diese Form. Sie ist gleichzeitig auch eine der praktikabelsten. Sowohl gesprochen, mit einer merklichen Pause, als auch, mit dem eingeschobenen Großbuchstaben, geschrieben ist das Binnen-I in nahezu jedem medialen Format anwendbar.
Eine Ausnahme in der Anwendung besteht aber: Diese Form ist kaum mit Artikeln nutzbar („der TechnikerIn“ oder „die TechnikerIn“)

Mut zur Lücke: Die Gender-Gap und das Gender-Sternchen

Beispiel: Sehr geehrte_r Benutzer_in; Sehr geehrte*r Eigentümer*in
Bei dieser Möglichkeit setzt man vor die geschlechterspezifischen Endungen einen Unterstrich oder ein Stenchen. Diese Form eignet sich vor allem für unpersönlichen Schriftverkehr, z.B. in e-Mails oder als generell als geschriebene Anrede. Allerdings eignet sich diese Form nur bedingt, da sie nur holprig lesbar ist.

Lange Zeit etabliert: Der Schrägstrich

Beispiel: Sehr geehrte/r Kunde/in
Diese Form ist im Prinzip genauso aufgebaut wie beim Gender-Sternchen. Der Unterschied besteht allerdings in der Benutzung eines „Slash“, also eines Schrägstriches („/“). Beim Lesen verursacht diese Schreibweise die gleichen „Holprigkeiten“ wie die Sternchen-Form. Bei stark unterschiedlichen Formen (Der/die Arzt/Ärztin) kann ein Text sogar regelrecht zerrissen wirken.

Alternativen zu standardisierten Genderschreibweisen

In vielen Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit ist es heute kaum mehr möglich an gendergerechter Sprache „vorbeizukommen“. In der Technischen Dokumentation, explizit bei Handbüchern, Wartungs- oder Installationsanleitungen, scheint es aber doch möglich. Wir zeigen Ihnen elegante und vor allem brauchbare Möglichkeiten auf:

Nutzen Sie die direkte Ansprache!

Beispiel: „Lösen Sie die Schraube“; „Bei uns genießen Sie vollumfänglichen Service“
Die Technische Dokumentation verwendet die direkte Ansprache schon lange. Im PR-Bereich hat man auch erkannt, dass eine direkte Ansprache an „SIE“ persönlicher und eindringlicher ist, als, als wenn man Sie „den Kunden“ nennt.

Wählen Sie neutrale Bezeichnungen!

Bsp: lizensierte Elektrofachkraft (anstelle von lizensierte/r Elektriker/in)
Um beispielsweise an sicherheitsrelevanten Stellen sprachlich klar zu bleiben, empfiehlt sich die Einführung neutraler Bezeichnungen. Damit wird außerdem die dauernde, vielleicht ablenkend wirkende Doppelnennung vermieden und das Dokument bleibt quantitativ „schlank“.

Gehen Sie vom Verb aus!

Beispiel: Bedienende oder bedienendes Personal (anstelle BedienerIn)
In Gesetzestexten und vielen Schlagzeilen ist mittlerweile nur noch von „Radfahrenden“ oder „Studierenden“ die Rede. Indem man vom grundlegenden Schaffen der jeweiligen Person ausgeht, das Verb substantiviert und die Pluralform bildet, erhält man diese wunderbare Möglichkeit der Neutralität.

Auswirkungen auf die Technische Dokumentation

Was man mit Sicherheit sagen kann ist, dass auch in den Dokumentationen zukünftig genderneutral geschrieben werden wird.
Welche genauen Ausprägungen sich letztlich durchsetzen, ist jetzt noch nicht absehbar. Nicht zuletzt, weil es bisher nicht einmal national geregelt oder gar definiert wurde.
Für technische Dokumente wie Betriebsanleitungen können viele der bestehenden Fallstricke umgangen werden. Wir geben Ihnen abschließend einige Tipps:

  • Schreiben Sie alle Handlungsanweisungen generell im Imperativ. Durch die Befehlsform nutzen Sie die direkte Ansprache und sollten so keine Probleme bekommen.
  • Legen Sie sich „geschlechterneutrale Terminologielisten“ an. Darin enthalten sind Gegenüberstellungen aller Ihrer geschlechterrelevanten Begriffe und aller daraus möglichen Formen.
  • Bleiben Sie klar und vor allem kurz in der Sprache. Gendergerecht Schreiben wird Ihr Dokument vergrößern und an einigen Stellen den Lesefluss beeinträchtigen.
  • Überprüfen Sie den Lesefluss. Lesen Sie die relevanten Passagen laut vor und holen Sie sich eine Zweitmeinung ein.
    Im besten Falle von einer RedakteurIN .

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